Beim Fahrzeugkauf bzw. Verkauf entscheidet am Ende immer der Preis. Und damit dieser für den Verkäufer auch so hoch wie möglich bzw. gerechtfertigt ist, greifen viele immer noch zu einer Betrugsmasche, die beileibe kein Kavaliersdelikt ist, Tachomanipulation. Wie man als Kaufinteressent eine Tachomanipulation beim Autokauf erkennen und feststellen kann, erfahren Sie in unserem heutigen Magazinbeitrag.
Tachomanipulation beim Autokauf erkennen
Die Laufleistung ist häufig das entscheidende Kriterium, was für oder gegen einen Autokauf spricht. Je mehr Kilometer ein Fahrzeug gelaufen ist, umso günstiger ist der Preis. Hier setzen die Betrüger entsprechend gerne an und manipulieren die Tachos, um die tatsächliche Laufleistung für ihre Zwecke nach unten zu korrigieren und somit einen höheren Verkaufspreis zu erzielen.
Tachomanipulation ist mittlerweile ein Milliardengeschäft, sowohl für den „Dienstleister“, wie natürlich auch für den Verkäufer, der den Mehrpreis aufgrund der falschen Kilometerleistung über den Kaufpreis erhält.
Wie funktioniert eine Tachomanipulation?
Am Kilometerstand verändert man auf unterschiedliche Art und Weise. Am einfachsten geht dies bei Oldtimern und älteren Modellen durch das Zurückdrehen per Bohrmaschine über die Tachowelle.
Bei den neuen Fahrzeugmodellen wird die Tachomanipulation über die Fahrzeugelektrik und eine spezielle Hardware und Software übernommen. Die Dienstleister erscheinen mit einem Laptop, schließen diesen über Kabel an die dafür zuständigen Chips an der ausgebauten Tachoeinheit an und überschreiben den tatsächlichen Kilometerstand mit der gewünschten Laufleistung.
Wie erkennt man als Laie nun eine mögliche Tachomanipulation?
Zuerst einmal ist der allgemeine Zustand des Fahrzeugs zu überprüfen. Der erste Eindruck ist entscheidend. Klar, durch eine entsprechende Fahrzeugaufbereitung kann viel äußere Retusche betrieben werden.
Doch bei diesen Punkten, die man selbst durch eine gut Fahrzeugaufbereitung häufig nicht mehr repariert bekommt, sollte ein Käufer bei einer geringen Laufleistung hellhörig werden. Beginnen wir mit dem optischen Ersteindruck:
1. Übermäßige Gebrauchsspuren am Lenkrad
Das Lenkrad, sei es aus Leder, Kunststoff oder Alcantara ist abgegriffen, speckig oder weißt übermäßige Nutzungsspuren auf, die nicht zum angegebenen Kilometerstand passen.
2. Verschlissene Pedalerie
Sind die Pedalgummis im Vergleich zur Laufleistung recht verschlissen, sollte man ebenfalls aufpassen. Durch übermäßiges Betätigen können sich die eingepressten Grundmuster auf der Pedalerie abnutzen. Dies ist ebenfalls ein mögliches Alarmsignal, um eine Tachomanipulation zu erkennen
3. Brüchige Schaltsäcke
Ein Indiz für eine mögliche Tachomanipulation bei etwas älteren Modellen und Youngtimern sind gebrochene oder sich auflösende Schaltsäcke, die über der Gangwahlhebel angebracht sind. Passt deren Aussehen überhaupt nicht zur angegebenen Kilometerleistung, sollten die Alarmglocken schrillen. Gleiches gilt für übermäßig genutzte Gangwahlhebel. Je abgegriffener umso häufiger wurde dieser betätigt.
4. Abgenutzte Sitze, Bezüge und Polster
Der zweite Blick geht in den Innenraum des Fahrzeugs. Findet man dort defekte oder übermäßig beanspruchte Sitzpolster und Sitzwangen bei einer verhältnismäßig geringen Laufleistung, war der Vorbesitzer entweder nicht zimperlich bei der Nutzung des Innenraums oder am Tacho wurde gedreht.
Viele Fahrer sitzen in der beliebten „Manta-Manier“ im Fahrzeug. Linker Arm auf die Fensterablage. Ist diese ebenfalls abgenutzt und passt diese ganz offensichtlich nicht zu der Höhe des aktuellen Kilometerstandes, wäre bei diesem Autokauf ebenfalls Vorsicht geboten.
5. Abgenutzte Taster und Schalter
Ebenfalls auffällig sein sollten verschlissene und abgenutzte Schalter, Taster und Knöpfe im Innenraum, die oft betätigt wurden. Daraufhin löst sich der Klarlack der Oberfläche oder wird bei matten Schaltern glatt.
6. Ausgeblichene Kunststoffteile und matte Lichter
Augen auf heißt es in Sachen „Tachomanipulation erkennen“ auch bei Kunststoffteilen wie Stoßfängern und Türgriffen. Diese bleichen durch übermäßige Sonneneinstrahlung gerne aus. Andererseits werden diese gerne wieder mit den üblichen Mittelchen aufgefrischt und wirken andererseits wieder wie neu.
Anders ist es bei Scheinwerfer- und Blinkergläsern aus Kunststoff. Diese werden durch die UV-Strahlung ebenfalls gerne matt und blind. Aber auch hier helfen viele Poliermittelchen, um diese wieder einigermaßen klar zu bekommen. Werfen Sie trotzdem einfach mal zur Sicherheit ein Auge drauf.
Tachomanipulation beim Autokauf erkennt man aber auch auf dem Papier und den Fahrzeugdokumenten
1. Ist das Fahrzeug scheckheftgepflegt?
Überprüfen Sie, ob das Scheck- bzw. das Serviceheft lückenlos ist. Es gibt Unstimmigkeiten bei den Unterschriften und den von Hand eingetragenen Daten, sehen alle handschriftlichen Eintragungen gleich aus, dass sollten ebenfalls die Alarmglocken schrillen.
Sieht das Scheckheft mit den Serviceeinträgen im Vergleich zur Laufleistung einfach zu neu aus und sind die handschriftlichen Daten alle gleich, heißt es ebenfalls aufpassen beim Autokauf.
Fehlt gar das komplette Service- und Inspektionsheft, ist definitiv von einem Fahrzeugkauf, ganz gleich ob bei einem Auto oder Motorrad, abzuraten.
2. Stimmen Ölwechselplaketten und Sticker im Motorraum?
Ein Blick in den Motorräum kann ebenfalls helfen, eine mögliche Tachomanipulation beim Autokauf zu erkennen. Am einfachsten sieht man dies bei den Ölwechselplaketten oder Aufklebern. Stimmt hier der Ölwechseltermin, die aufgeführten Kilometer mit dem im Serviceheft überein? Gleiches gilt für sonstige Hinweise auf Inspektionen und Services. Stimmen die Daten mit denen des Kilometerzählers und sind diese plausibel, sprich überprüfbar?
Hat also Ihr Traumfahrzeug 90.000 Kilometer auf dem Tacho und hängt eine Plakette zum Hinweis auf den Ölwechsel bei 160.000 Kilometern im Motorraum, ist das sicherlich eine weitere Überprüfung wert. Die üblichen Ölwechselintervalle liegen je nach Hersteller nämlich zwischen 15.000 und 40.000 Kilometern.
3. Prüfberichte und Rechnungen zu Reparaturen
Tachomanipulation beim Autokauf erkennt man auch über eventuelle TÜV-Prüfberichte und Reparatur-Rechnungen. Gibt es hier Auffälligkeiten in Bezug auf die speziell bei Rechnungen aufgezeichneten Kilometerstände und Datumsangaben?
Bei diesem Punkt könnte aber auch eine Werkstatt weiterhelfen. Sicherlich erst bei solchen Fällen nach dem Kauf, aber dann besteht immer noch die Möglichkeit vom bereits getätigten Kauf zurück zu treten.
Eine Fachwerkstatt kann nämlich den Fehler- sowie Wartungsintervall-Speicher aus dem Steuergerät auslesen. Bei einigen moderneren Fahrzeugen wird auch zusätzlich noch der Zündschlüssel mit Fahrzeugdaten versehen. Diese sind einfach auszulesen und somit ebenfalls überprüfbar.
Nicht immer muss es gleich eine Tachomanipulation sein
Manch neue Fahrzeugteile, speziell die des Innenraums, können aber auch aufgrund von Beschädigungen ausgetauscht worden sein und müssen nicht zwangsläufig mit einer Tachomanipulation zu tun haben.
Selbst Gebrauchtfahrzeuge, bei denen der Kilometerstand zum Gesamteindruck passt, bringt ein guter Aufbereiter fast in den Neuzustand bei Auslieferung. So lassen sich die genannten Indizien für einen Laien manchmal nur schwer erkennen und so Rückschlüsse auf eine Änderung der Kilometerleistung ziehen. Aber viele kleine Details die nicht stimmig sind, sollten man lieber noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Sind Sie sich nicht ganz sicher, wie Sie eine Tachomanipulation beim Autokauf erkennen können, hilft wieder eine Werkstatt. Diese kann nämlich das Produktionsdatum des Tachos oder anderer Fahrzeugteile nachforschen, um so auf das eigentliche Alter des Fahrzeugs zu schließen.
Haben Sie ein schlechtes Gefühl und kommt Ihnen etwas ungereimt vor, ob die angegebenen Kilometer zum Gesamteindruck des Fahrzeugs passen, lassen Sie einfach die Finger vom Autokauf. Das erspart Ihnen häufig anschließenden Ärger.
Noch etwas zum Thema Sicherheit beim Fahrzeugkauf. Wollen Sie wissen, wie man gefälschte Fahrzeugpapiere beim Gebrauchtkauf erkennt?
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